Wie immer am 05. eines Monats fragt Frau Brüllen wieder „Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“
Es ist Montag, also ein Arbeitstag, der wie immer damit beginnt, dass der Wecker um 5:30 Uhr klingelt und wir aufstehen müssen. Ich ziehe die übliche Morgenroutine mit Duschen, Zähneputzen und Anziehen durch, um kurz vor 7 Uhr setzen wir uns zu einem kleinen Frühstück in die Küche. Um kurz nach 7 Uhr mache ich mich fertig, um zur Arbeit zur fahren während Fred zur üblichen Morgenrunde mit Kelly aufbricht. Das es mir eigentlich gar nicht gut geht und ich ein ziemlich bescheidenes Wochenende hinter mir habe, habe ich bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreich ignoriert – es wird mir erst wieder bewusst, als ich beim Abbiegen aus unserer Wohnstraße sowohl das Auto von links als auch das Auto von rechts einfach übersehe und den beiden Fahrzeugen die Vorfahrt nehme. Passiert ist nichts weiter, ich habe mich nur sehr heftig erschrocken, die beiden anderen Autofahrer vermutlich auch. Als ich einen ähnlichen Fehler ein paar hundert Meter weiter nochmal produziere, gestehe ich mir endlich ein, dass es keinen Sinn macht ins Büro zu fahren und drehe um.
Kurz mit meiner Chefin telefoniert und Bescheid gegeben, dass ich erst mal von Zuhause aus arbeite und im Laufe des Tages zum Arzt gehen werde. Ich halte etwa drei Stunden durch und erledige bei meinen Mails das Nötigste, bevor ich den Rechner herunterfahre und mich mit einfachem Strickzeug auf mein Sofa verziehe. Von einem ausgiebigen Spaziergang mit Kelly abgesehen, verbringe ich so den Rest des Tages bis zu meinem Arzttermin um 16:30 Uhr.
Da mein Hausarzt gleich um die Ecke ist, kann ich hinlaufen. Zum Glück muss ich nicht lange warten und komme schnell dran. Worauf die Diagnose des Arztes hinausläuft, ist mir bewusst – neudeutsch würde man Burnout dazu sagen, er nennt es „akute Belastungsreaktion“. Es ist mir nicht neu, bereits im Februar war ich drei Wochen krank geschrieben, weil der Streß und die Umstände im Büro zu viel waren. Geändert hat sich daran bis jetzt nichts, so dass dieser erneute Ausfall eigentlich vorprogrammiert war. Mit einer Krankschreibung für erstmal zwei Wochen und einer Überweisung zu einem Psychotherapeuten verlasse ich die Praxis und mache mich auf den Heimweg. Der Rest des Tages verläuft unspektakulär mit gemütlichen Stricken bevor ich kurz nach 22 Uhr erledigt ins Bett falle.