Das musste ja sein….

… kaum ist es draußen kalt und ungemütlich, habe ich eine leichte Erkältung. Die Nase läuft, Kopf und Ohren schmerzen und meine sowieso kaum vorhandene Stimme muss auch noch gegen Halsschmerzen und Heiserkeit ankämpfen. Ich bin gestern freiwillig aus dem Büro nach Hause und wollte nur noch meine Ruhe. Selbst mein Strickzeug hab ich nicht angerührt gestern, das will was heißen…

 

Zweieinhalb Tage….

… im „normalen“ Alltags- und Bürotrott – und mein Hals fühlt sich heute Abend an als hätte ich ein Reibeisen verschluckt. Wobei, was ist schon normal? Die HNO-Ärztin bei der ich heute zur Kontrolle war, meinte nur ich müsse Geduld haben – ich kann’s nicht mehr hören.
Und arbeitstechnisch stecke ich in einer echten Zwickmühle – sicher nimmt mein Chef Rücksicht auf meine Krankheit und ich muss nicht ans Telefon, aber ich selbst nehme im Büro viel zu wenig Rücksicht auf mich selbst. Das ist mir auch durchaus bewusst – nur wer möchte denn schon den ganzen Tag „sprachlos“ durch die Gegend rennen? Das will und kann ich nicht, es gibt immer wieder Situationen in denen Worte notwendig und wichtig sind.
Und privat – auch da will ich nicht immer den Mund halten sondern möchte mit einer Freundin klönen oder mal telefonieren. Ich habe nicht ohne Grund einen Job der mit Kommunikation zu tun hat. Wäre ich weniger kommunikativ würde ich vermutlich bei irgendeiner Behörde als Sachbearbeiterin Akten abheften.

Notbremse…

… oder so was in der Art:

Ich fühle mich meinem Job im Moment „nicht gewachsen“ – die Probleme mit meiner Stimme belasten mich mehr, als ich gedacht hätte. Meine Logopädin meint, eine völlig normale und zu erwartende Reaktion. Heute morgen nur kurz ins Büro, eine Art „Übergabe“ gemacht und dann beim HNO-Arzt angerufen und einen Termin vereinbart. Ich bin gespannt, was der dazu sagt… Ich fühle mich nur innerhalb meiner eigenen vier Wände oder in Gesellschaft von Menschen, die das Problem kennen am wohlsten. Alles andere? Stress pur, denn die Reaktionen anderer sind oft nur schwer zu ertragen. Und sich in lauter Umgebung mit jemandem zu verständigen? Schwer bis unmöglich…

 

Das Kalenderzitat von…

passt (mal wieder) wie die Faust aufs Auge.

Jeder Fehler erscheint unglaublich dumm, wenn andere ihn begehen.
(Georg Christoph Lichtenberg)

Allerdings muss ich es abwandeln – auch eigene Fehler erweisen sich im Nachhinein als dumm. Oder wie auch immer man das definieren möchte…
Gestern im Büro das „Nein, das geht nicht“-Sagen mal wieder nicht hinbekommen und etwa 45 Minuten mittelefoniert – heute morgen Halsschmerzen und das Gefühl, ein Reibeisen verschluckt zu haben. Ja sicher, in einer normalen Unterhaltung bzw. so im direkten Gespräch kann ich auch jetzt länger quasseln und habe kaum Schwierigkeiten. Da ist mir Tonfall und Modulation aber auch völlig egal – da kommt es nicht darauf an, wie ich klinge oder ob die Stimme kiekst.
Am Telefon – da müssen Tonlage, Aussprache und Modulation passen, sonst geht das Gespräch unter Umständen daneben. Und das geht bei mir eben nur mit großer Anstrengung. Nein falsch – das geht bei mir gerade gar nicht.
Mal sehen, was meine Logopädin heute dazu sagt…

Viereinhalb Wochen….

… war ich jetzt nicht im Büro – so lange war ich in meinem ganzen Leben noch nicht krankgeschrieben. Morgen geht es wieder los – meine Krankmeldung läuft zwar noch, aber ich kann und will nicht mehr zu Hause sitzen. Und im Büro gibt es gerade genug zu tun für mich. Körperlich bin ich fit, meine Narbe am Hals heilt gut ab und bereitet mir nur noch selten Probleme oder Schmerzen. Seelisch sollte ich fit und ausgeruht sein – und bin es doch nicht. Ich bin innerlich angespannt, ungeduldig
und unruhig.
Ich weiß nicht, ob ich es schon mal verraten habe – ich arbeite in einem Callcenter. Meine Stimme ist also mein Arbeitsinstrument… Nur gut, dass sich im Juni dieses Jahres mein Aufgabenbereich im Büro etwas verändert hat und ich nicht mehr „nur“ am Telefon bin. Dadurch bin ich auch jetzt einsetzbar. Ob und wann meine Stimme wieder so sein wird wie früher – das kann mir im Moment keiner sagen, der HNO-Arzt nicht, die Logopädin nicht. Diese Ungewissheit bedrückt. Ich kann die nächsten Wochen nur nutzen, um im Büro zu beweisen dass ich auch dann „von Nutzen“ bin selbst wenn meine Stimme nichts mehr werden sollte.

Erkenntnisse des Tages…

Meine Stimme……

  • verursacht bei ehemaligen Kolleginnen eine Reaktion aus Mitleid und Neugier….
  • ist nicht dazu geeignet, sich in lauter Umgebung verständlich zu machen….
  • ist nicht dazu geeignet, einen unerwünschten Werbeanruf mit der dazu notwendigen Seriosität abzublocken….
  • ist nicht dazu geeignet, mich mit meinem doch schon etwas älteren Nachbarn zu unterhalten. Er hört schlecht und ich kann nicht laut sprechen.
  • klingt irgendwie fiepsig und quietschig. Und keiner weiß, ob und wann sich das wieder
    ändert….
  • bringt Kinder zum Lachen – allerdings ist das keine Erfahrung, die ich nochmal machen muss.

Am Besten, ich halte ab sofort die Klappe – aber das soll ich lt. Logopädin ja auch nicht.

Hat mir mal bitte…

… irgend jemand ein Paar Fausthandschuhe? Könnte ich gerade ganz dringend brauchen um meine Hände „aus dem Verkehr  zu ziehen – ich muss ständig gegen den Drang ankämpfen, an meiner Narbe zu reiben, die juckt so wahnsinnig. Ja ich weiß, dann verheilt es gut – aber trotzdem nicht so einfach, dem Juckreiz nicht nach zu geben sondern die Vernunft walten zu lassen.

Heute morgen….

… hat mir mein Körper das erste Mal Grenzen aufgezeigt – ich bin doch noch nicht so fit, wie ich dachte. Der kurze Weg in die Apotheke und zurück waren anstrengend, dabei ist es hier am Ort gar nicht weit. Aber irgendwie muss ich mir ja die Sachen einkaufen, die ich benötige, ich kann ja nicht alles Mama machen lassen.
Ich bin gespannt, ich habe mir auf Anraten der Apothekerin die Körperlotion von Bepanthen zur Pflege der Haut rund um die Narbe gekauft, damit die Haut schön geschmeidig wird und bleibt. Im Moment wäre es am Besten, das würde schon funktionieren und helfen, wenn ich im gleichen Raum wie die Körperlotion bin…
Klingt komisch – hat aber einen ganz einfachen Hintergrund: Ich bin ein ziemlich ganz großer Feigling was so Dinge wie Blut / Wunden / Narben sehen anbelangt – gestern im Krankenhaus das erste Mal das Pflaster alleine von der Wunde wegzumachen hat mich jede Menge Überwindung gekostet. Das Ganze toppen kann man aber damit, wenn ich das auch noch anlangen soll… Aber da muss ich wohl durch – noch weniger mag ich es nämlich, wenn da dann jemand anderes hinlangt. Das gilt übrigens nicht nur für so eine große Narbe wie die am Hals – ein Schnitt im Finger reicht da vollkommen….

Frl. Sonnenschein…

…meldet sich zurück!
Ich durfte jetzt doch schneller aus dem Krankenhaus raus als ich erwartet hatte. Ich habe die OP sehr gut verkraftet, bin wieder „fit“, muss also nicht zwangsläufig in einem Krankenhausbett rumliegen. Genau betrachtet kann ich mich bei Mama wahrscheinlich noch besser erholen als im Krankenhaus – hier habe ich auf jeden Fall mehr Ruhe. Da meine täglichen Werte beim Blutdruck messen etc. immer vorbildlich waren und ich auch keine ungewöhnlichen Schmerzen habe, hatte auch der Doc nichts dagegen und ich durfte heute morgen nach dem Frühstück abgeholt werden.
Ich sag an dieser Stelle allen vielen lieben Dank, die an mich gedacht haben, vielen Dank für die Mails die mich im Krankenhaus ein bisschen abgelenkt haben. Und meiner Vertretung sage ich hier auch ein ganz großes Danke schön – toll gemacht!

Kaum sind alle…

…Schläuche weg, werde ich „übermütig“ 😉 Heute morgen hat der Doc die Drainageschläuche aus der Wunde entfernt und heute Mittag hält mich schon nichts mehr im Bett. Und mal ganz ehrlich – ich werde doch wohl nicht den komischen Krankenhausfraß essen, wenn mein Besuch beschließt, in meiner Lieblingswirtschaft Essen zu gehen. Die ist nur etwa 50 m entfernt auf der anderen Straßenseite. Das OK vom Doc hatte ich, also habe ich ein leckeres Mittagessen im Biergarten genossen.


Mit lieben Grüßen von Tanja