Jahresrückblick 2020

Januar
Der Januar (sprich die Silvesternacht) beginnt schon sehr bescheiden, ich stehe mit den Hunden im Auto alleine auf einem Waldweg in Brandenburg, weil das Ferienhäuschen alles andere als böllerfrei ist. Zu dem Zeitpunkt ahne ich zum Glück noch nicht, dass der bescheidene Jahreswechsel für dieses Jahr symbolträchtig ist. Zwei Tage später brechen wir unseren Urlaub ab – der große Hund gefällt uns überhaupt nicht und uns ist es lieber, den bekannten Tierarzt aufzusuchen. Es wird der erste von vielen Besuchen. Die gewohnte Umgebung zu Hause tut der Großen augenscheinlich gut, auch wenn es ihr alles andere als gut geht. Wir feiern trotz allem meinen Geburtstag, der Monat geht erst mal so bescheiden weiter – zusätzlich zum großen Hund bin ich jetzt auch noch krank, mein Rücken plagt mich höllisch. Ich bin krankgeschrieben, das ist auch gut so, denn so kann ich dauernd bei unserem großen Hund sein. Ende des Monats haben wir eine letzte große Untersuchung für Kelly geplant, eigentlich ist uns aber vorher schon klar, dass wir Kelly aus der Tierklinik nicht mehr mit nach Hause nehmen können. So ist es dann auch, am 31.01. tritt mein großer Hund seine Reise über die Regenbogenbrücke an.

Februar
Ich bin immer noch krank geschrieben, dank Physiotherapie kann ich mich wenigstens wieder bewegen. Mitte des Monats genieße ich zusammen mit meiner Mutter ein Wellness-Wochenende im Eichsfeld, zu dem Zeitpunkt konnte noch keiner ahnen, dass ich sie dann für lange Monate nicht sehen kann. Gegen Ende des Monats wird das Thema Corona immer präsenter, auch ich mache die ersten „Hamsterkäufe“ – wobei das lediglich bedeutet, dass ich mein Einkaufsverhalten von „ich renne wegen jeder Kleinigkeit“ auf „ich gehe einmal pro Woche“ umstelle und moderat Vorräte anlege.

März
In der ersten März-Woche ist Fred eine Woche alleine an der Ostsee im Urlaub – er hat noch Urlaub und braucht dringend Tapetenwechsel, ich habe keinen Urlaub mehr. Mitte März wollen meine Eltern ihre goldene Hochzeit feiern, eigentlich soll es eine große Familienfeier in Stuttgart geben. Nach einem großen telefonischen Familienrat beschließen wir, dass es besser ist, wenn die Feier nicht stattfindet. Das ist alles zu unsicher. Der Mann und ich nutzen den letzten Samstag vor dem ersten Lockdown und machen einen Ausflug nach Kahla, wir gönnen uns ein neues Geschirr. Schön bunt, das kommt genau richtig. Ansonsten isolieren wir uns fast vollständig und meiden jeden Außenkontakt, Fred ist zu 100% im Homeoffice, ich muss noch ins Büro. Im März besuche ich den ersten Stricktreff per Zoom-Meeting, es fühlt sich alles sehr surreal an.

April
Sachsen hat Anfang des Monats eine offizielle Ausgangsbeschränkung, die ich für richtig und wichtig erachte. Und trotzdem bringt sie mich manchmal zur Verzweiflung, denn auch Bau- und Gartenmärkte haben geschlossen – im Garten ist aber vieles zu erledigen und wir müssen teilweise ordentlich improvisieren um vorwärts zu kommen, der Natur ist Corona egal, Pflanzzeit ist Pflanzzeit. Wir nutzen jede freie Minute im Garten und sind froh, dass wir diesen als Ausgleich haben. Und als Ende April die Gartenmärkte wieder öffnen dürfen freut sich das Gärtnerherz.

Mai
Der Mai verläuft ähnlich ereignislos wie der April. Unser Leben beschränkt sich auf Homeoffice (Fred) / Büro (ich), zu Hause, Garten, einmal pro Woche einkaufen. Als das Wetter wieder längeres Draußen-Sein erlaubt treffen wir uns mit Gartenfreunden zum Cachen. Elke und Olaf sind auch die beiden einzigen „externen“ Kontakte, die wir in den nächsten Wochen haben werden. Außerdem habe ich sehr spontan ein Online-Bewerbungsgespräch und es zeichnet sich ab, dass ich ab Juni einen neuen Job habe.

Juni
Auch im Juni ist unser Rhythmus Arbeit, Zuhause, Garten. Mein Jobwechsel hat geklappt, die Bauarbeiten in und an der Laube gehen ordentlich vorwärts, alles in allem normalisiert sich das Leben scheinbar. Aber bloß nicht übermütig werden – damit uns nicht langweilig wird, wird der kleine Hund auf der Hunderunde von zwei Kampfhunden angefallen und muss drei Tage in der Tierklinik verbringen. Zum Glück verheilt alles gut. Trotz allem finde ich noch Zeit zum Nähen – ich habe coronabedingt zugenommen und brauche dringend tragbare, passende Kleidung.

Juli
Arbeit, Zuhause Garten – die Tage verlaufen gleichförmig. Auch wenn es eigentlich keine Beschränkungen mehr gibt sind der Mann und ich übervorsichtig und vermeiden alles Unnötige. Trotzdem fahren wir ein Wochenende zu meinen Eltern und treffen am gleichen Wochenende auch noch die allerbeste Freundin. Die verbringt nämlich ihren Urlaub in der fränkischen Schweiz und hatte die Idee, dass wir uns dort zum Wandern treffen könnten. Ich habe dann beschlossen – wenn ich schon in die Richtung fahre, dann auch weiter zu meinen Eltern. Außerdem renoviere ich unser Wohnzimmer und in der Laube wird auch weiter gebaut.

August
Ja es liest sich langweilig und an manchen Tagen ist es auch kaum auszuhalten – Arbeit, Zuhause, Garten. Immer noch. Auch wenn es das Wetter mittlerweile zulässt, dass man sich draußen mit Gartennachbarn trifft – wir sind immer noch vorsichtig und meiden Treffen in Innenräumen. Es fühlt sich so einfach besser an. Wir übernachten das erste Mal in unserer Gartenlaube, es hat ein bisschen was von Campingurlaub. Außerdem steht ein weiterer Besuch bei meinen Eltern an. An meinem Arbeitsplatz geht von heute auf morgen nichts mehr, mein Arbeitgeber wurde Ziel eines Hackerangriffs – wir arbeiten ganz ungewohnt mit Fax und Brieftaube.

September
September bedeutet Urlaub auf Rügen und wir sind sehr froh, dass wir verreisen können und dürfen – auch wenn der Urlaub coronabedingt sehr anders ist als sonst. Wir sind nach wie vor übervorsichtig, meiden fremde Menschen und Innenräume. Einfach mal entspannt Abendessen gehen gab es diesen Urlaub nicht, wenn wir in einem Restaurant eingekehrt sind dann zum Mittagessen, weil man da draußen sitzen konnte. Aber wir sind eine Woche in einer anderen Umgebung, sind viel draußen unterwegs – und ärgern uns über die Zwangstouristen, denen man deutlich anmerkt dass sie eigentlich lieber in Kroatien oder so wären und die Ostsee doof finden. Auf dem Rückweg besuchen wir trotz allem Verwandtschaft in Rostock, es gibt Kaffee im Garten. Nach unserer Heimkehr wird im eigenen Garten weiter gearbeitet und der Rhythmus Arbeit – Zuhause – Garten hat uns schnell wieder.

Oktober
Unsere Gartenlaube wird von fachkundigen Händen außen frisch verputzt, damit sie winterfest wird. Fred und ich müssen Mitte des Monats in der Gartenanlage spontan in allen Gärten die Wasseruhren ablesen und den Ausbau koordinieren. Außerdem ist die Niederlassung der Firma, in der ich arbeite umgezogen, auch da herrscht Chaos. Ende des Monats kommt es absehbar wieder zum Lockdown light – und für Fred und mich ändert sich genau nix außer dass unsere Gartentreffen mit (immer den gleichen) Gartenfreunden wegfallen.

November
Aus dem Rhythmus Arbeit – Zuhause – Garten fällt der Garten weg, es ist nur noch Arbeit – Zuhause. Einkaufen gehe ich einmal pro Woche, freiwillig Samstagmorgen um 7 Uhr. Da ist nichts los, das konnte ich in den letzten Wochen feststellen. Ich bin mittlerweile auch an einigen Tagen im Homeoffice, allerdings ist das für mich ein erschwertes Arbeiten, mein Arbeitgeber ist in vielen Prozessen noch zu papierlastig, das funktioniert im Homeoffice nicht. Mitte des Monats hat mein Papa Geburtstag, wir feiern per Videoanruf.

Dezember
Trotz Lockdown light steigen die Zahlen – was nicht verwunderlich ist, wenn man sich das Verhalten vieler anderer Menschen anschaut. Der Mann und ich überlegen kurzzeitig, rechtzeitig vor Weihnachten in freiwillige Selbstisolation zu gehen um Weihnachten mit meinen Eltern verbringen zu können. Das Leben hat andere Pläne und beschert uns in der Woche vor dem vierten Advent einen Termin für eine Beerdigung und einen Arzttermin beim Orthopäden. Beides Termine, die wir nicht absagen können oder wollen – ich habe seit Monaten Probleme mit der rechten Hand und muss da endlich danach schauen lassen. Die Nerven innerhalb der Familie liegen blank – Weihnachten zusammen ja, nein, vielleicht, eher doch nicht… Ich bin sehr froh, als meine Eltern auch deutlich zu verstehen geben, dass ihnen Weihnachten ohne Besuch lieber wäre. An Heiligabend benötigen wir noch spontan eine Rohrreinigungsfirma. Unsere Bescherung fand als Videokonferenz statt, ansonsten haben wir ruhige Tage zu Hause verbracht. Naja, so ruhig es eben geht wenn die Blockflöte-spielenden Nachbarn einen mehr oder weniger über den kompletten Tag mit dem Gejaule beschallen. Und wie Silvester zu Hause wird – wir werden sehen.

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