Weihnachtserinnerungen

Um die Wartezeit auf die Bescherung zu verkürzen, durften mein Bruder und ich immer die wunderbare Sendung „Wir warten auf’s Christkind“ anschauen. Wenn diese zu Ende war wussten wir genau – jetzt dauert es nicht mehr lange, bis das Christkind auch bei uns vorbeischaut. Und damit das Christkind ungestört seiner Arbeit nachgehen konnte, wurde ein Spaziergang gemacht. Gewissenhaft wurden vor dem losgehen alle Lichter in der Wohnung gelöscht. Und trotzdem – nach der Hälfte des Spaziergangs, wenn wir wieder einen Blick auf die Fenster der Wohnung erhaschen konnten waren diese hell erleuchtet. Für uns das sichere Zeichen – das Christkind war da. Und tatsächlich – unter dem schön geschmückten Baum lagen die liebevoll eingepackten Päckchen und warteten nur darauf,  ausgepackt und bestaunt zu werden.

Irgendwann hatten mein Bruder und ich herausgefunden, wer bei uns in der Familie das Christkind spielte. Unsere Eltern konnten es ja nicht sein – diese waren beim Spaziergang ja immer beide mit dabei. Unser Opa war unser Christkind – kaum hatten wir die Wohnung verlassen, legte er die Päckchen unter den Baum und wartete dann im Hof auf uns, als ob er eben erst angekommen sei… Die Enttäuschung war groß – es gab also gar kein Christkind… Trotzdem bestanden unsere Eltern auch in dem darauffolgenden Jahr darauf, dass der 24.12. so wie immer ablief – mit dem Unterschied, dass uns Opa beim Spaziergang begleitete. Wir Kinder waren sehr erstaunt, als wir nach der Hälfte des Spaziergangs wieder auf hell erleuchtete Wohnungsfenster blickten. Und wie groß wurden unsere Augen als wir beim Betreten der Eingangshalle des Bürogebäudes in dem unsere Wohnung (eine Dienstwohnung) war, eine aus Süßigkeiten gelegte Spur ins Treppenhaus vorfanden, die uns bis in den zweiten Stock führte, wo der mit Christbaumkugeln dekorierte Aufzug auf uns wartete. Und oben im Flur zur Wohnung wieder Süßigkeiten bis an die Wohnungstür, im Wohnzimmer unter dem Baum die Weihnachtsgeschenke. Gab es also doch ein Christkind…?

Das Rätselraten bei uns Kindern war groß – aber auch dieses Geheimnis wurde gelüftet. Ab dann mussten wir Kinder nur noch das Wohnzimmer verlassen, während im Flur und im Wohnzimmer ein kleines bisschen Hektik und Getuschel aufkam.

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